Impressionen von der Vier-Tages-Tour 2025

Die diesjährige 4-Tages-Tour im Schwarzwald war mal wieder ein Highlight voller Sonne, Schweiss, Lacher und leichten Irrwegen. Und nein, wir sprechen hier nicht nur von der Routenwahl der Gruppe 1.

 

Gruppe 1: Schnell – aber spät

Eigentlich sind sie die Schnellsten, theoretisch. In der Praxis aber oft die Letzten am Ziel. Warum? Ganz einfach: Wer die meisten Höhenmeter und Extrakilometer sammelt, braucht halt ein bisschen länger. «Bonus-Hügel» nennt man das. Oder Navigationskreativität. So oder so: Hauptsache, der Tag war lang und die Beine schwer!

Patrick fuhr dieses Jahr im Modus «Ofen unter Kontrolle halten». Wegen Antibiotika durfte er keine Sonne abkriegen, also in Beinlingen und Ärmlingen durch die brütende Sommerhitze. Schweissfrei blieb dabei niemand. Der Ex-Präsi bewies hingegen Weitsicht: Auch wer im Windschatten «lebt», braucht Sonnencreme. Learning für alle: Auch der Schatten schützt nicht vor UV, wenn man bis zu 6 Stunden am Tag darunter fährt.

Die erste Etappe führte uns zu einem kulinarischen Höhepunkt im Albtal, leider zur falschen Zeit. Das reichhaltige Mittagessen war so gut, dass unsere Beinmuskeln kurzerhand in den Streik traten. Die «Passhöhe» in Höhenschwand vor dem Schluchsee wurde zur Liegewiese, Brunnen zu Rehazentren, und sonst pfeilschnelle Fahrer verwandelten sich in lebendige Gartenzwerge. Aber hey: Wir lernten schnell. Ab Etappe zwei gabs mittags leichte Kost und leichtere Beine.

Dass Rennradfahren und Comedy gut zusammenpassen, bewies uns ein ganz besonderer Gipfelmoment. Auf dem Weg zum Kandel-Pass trafen wir beim Anstieg auf ein bekanntes, aber schwer einzuordnendes Gesicht. Er meinte noch, was wir Dusel hier machen, wenn es in der Schweiz doch viel schöner sei. Erst auf der Passhöhe fiel der Groschen: Thomas Martins vom Duo OROPAX! Mit Jahrgang 62, aber ganz klar Gruppe-1-tauglich, Respekt! Wenn das kein Beweis ist, dass man nie zu alt für Spass am Berg ist!

Vier Tage bestes Wetter, traumhafte Touren, wenig Verkehr, viele Höhenmeter, jede Menge Lacher, gutes Essen und ganz nebenbei mussten einige der edelsten Carbon-Rennmaschinen anfangen zu knacken. Ob vom Druck oder von der Ehre, dabei zu sein, wissen wir nicht. Was wir aber wissen: Diese Tour war wieder einmal ein echtes Erlebnis.

Wer nächstes Jahr nicht dabei ist, verpasst was. Nicht nur Höhenmeter sondern echtes Tour-Feeling mit Sonne und Spass im Sattel!

Daniel Dieterich

 

Im Sandwich zwischen Ausreisser und Gruppetto

Da ich für die Ausreissergruppe nicht mehr die Beine habe – sei es wegen zu wenig Training, zu gutem Essen oder schlicht wegen des Alters – suche ich mir meinen Platz im Peloton (im VC-Hittnau-Jargon: Gruppe 2).

Das hat klare Vorteile: Erstens halte ich die Ausreisser nicht auf, und zweitens ist es deutlich weniger anstrengend. Weniger Kilometer, weniger Höhenmeter, weniger Schweiss – dafür mehr Zeit, beim Mittagshalt die Schwarzwälder Küche zu erkunden. Am ersten Stopp wäre der Schweinsbraten noch zu schwer gewesen, die High-Carb-Gnocchi waren da ideal.

Je nach Tagesroute entscheiden sich Ausreisser und Gruppetto, auch wieder im Peloton mitzufahren. Heute war das problemlos möglich – das war nicht immer so im VC. Klar, im virtuellen Gesamtklassement ist man dann chancenlos. Aber Bergpreise und Kudos für 20 km Führungen im Gegenwind (immer mit Gefühl in den Socken – danke, Christopher!) sind nach wie vor möglich.

Wenn die Funktionäre am Vortag beim Kontrollschluss ein Auge zudrückten, ist die Versuchung gross, am nächsten Tag die gesparte Energie im Peloton zu investieren und das Punktekonto wieder aufzufüllen. Die Zusammensetzung im Peloton ist also – wie alles – veränderlich. Wichtig ist, sich möglichst schnell zu harmonisieren.

Bei über 30 km/h in Tuchfühlung Rad zu fahren, verlangt Geschick, Vertrauen und klare Regeln. Denn bei unvorhergesehenen Ereignissen muss in Sekundenbruchteilen reagiert werden: Schlaglöcher, scharfe Kurven, langsamere Fahrer, plötzlich auftauchende Autos oder eine rutschige Fahrbahn.

Am dritten Tag fuhren wir eine leicht hügelige Strecke bis nach Freiburg, ehe die nächsten 1000 Höhenmeter anstanden. Wir rollten auf einer breiten Quartierstrasse in Einerkolonne, nicht allzu schnell – etwa 30 km/h. Von rechts kam ein Mercedes-Van. Er hätte zwar Vortritt gehabt, setzte ihn aber nicht durch und blieb stehen. Dieses kurze Auftauchen führte jedoch dazu, dass vorne jemand bremste. Dahinter versuchte jeder auszugleichen, mit immer weniger Platz. Pia vor mir streifte ein Hinterrad und machte eine Vollbremsung (oder umgekehrt – die Reihenfolge ist mir nicht mehr ganz klar). Jedenfalls lag sie plötzlich quer auf der Strasse vor mir.

Wäre ich Profi gewesen, hätte ich vielleicht über sie springen können. Doch dazu reichten mein Können und meine Reaktion nicht. Also blieb mir nur ein Köpfler mit Rolle über Pia. Mein Helm und meine Hände küssten die unnachgiebige Strasse. Zum Glück passierte uns beiden nicht viel mehr als ein brummender Schädel und ein paar Schürfwunden.

Sander und Christopher fuhren sofort zurück zur Apotheke an der letzten Abbiegung und brachten Verbandsmaterial und Desinfektionsmittel. Obwohl mir der Schädel brummte, hatte ich kurz das Gefühl, locker weiterfahren zu können – besser nicht. Nach der Verarztung rollte das Peloton weiter, und wir zwei Verletzten suchten uns ein schönes Kaffeehaus. Dort holte uns Marius ab, der an diesem Tag aufs Rad verzichtet hatte und so unser idealer Busfahrer war.

Stürze sind scheinbar nicht vermeidbar – aber sicher reduzierbar. Vielleicht mit einem obligatorischen Fahrtraining bei Dani und einem Debriefing am Abend nach solchen Ereignissen?

Dieter Wiesflecker

 

Auch im Gruppetto spürt man Hunger

Gruppetto: Das sind die Abgehängten, die in Rundfahrten dem Feld hinterherhecheln, um noch vor Kontrollschluss ins Ziel zu kommen. Die Ärmsten: Sie können kaum mehr, müssen aber trotzdem deutlich länger trampen als die vorne Platzierten. Zum Glück ist das beim VC Hittnau anders. Zwar fahren die Gruppen 1 und 2 auch hier deutlich schneller, aber eben auch weiter als das Gruppetto. Das ist gut so: Wer besser in Form ist, soll länger leiden dürfen!

Auch bei «kleinen» Strecken von bloss etwa 100 km und 1’000 hm wollen Hunger und Durst frühzeitig bekämpft werden. Bei der Abfahrt in Hittnau kein Problem: Schon nach rund 10 km lauerte ein bestens ausgestattetes Café am Strassenrand, wo nicht nur die Gruppetto-Fahrer ihre Energiespeicher mit Pain au chocolat, (Nuss)Gipfeln und anderen Köstlichkeiten erstmals auffüllen konnten. Dass dies beim «grossen Nachbarn» im Norden anders sein könnte, ahnt da noch niemand.

Was die Beurteilung der Mittagsverpflegung am ersten Tag betrifft, kann sich das Gruppetto den Ausführungen der Speed-Gruppe vorbehaltslos anschliessen. Wobei: Es gab tatsächlich welche, bei denen das Gemisch aus paniertem Schnitzel, reichlich Pilzsauce und noch reichlicher Käsespätzle «zündete»! Wie auch immer: Die zugeführte Energie reichte, um wohlbehalten in Schluchsee anzukommen.

Was ein gutes Frühstück wert ist, zeigte sich an den Folgetagen. Der Feldberg ist bekannt als touristischer Hot-Spot, die Gruppetto-Fahrerinnen verspürten oben ein leichtes Hüngerchen. Einkehrmöglichkeit am Vormittag? Fehlanzeige – Restaurant öffnet erst um 12 Uhr… Halb so schlimm, Todtnau lag ja nicht weit weg, und vor allem deutlich tiefer unten. 20 Minuten rasante Fahrt später tatsächlich ein Café, das schon um 11 Uhr öffnete. Das Angebot an Gebäck: Je ein Gipfeli nature und eines mit Pistazienfüllung… doch etwas knapp für ein halbes Dutzend Gruppetto-Kurbler. So musste man sich mit Crèpes und anderem zufrieden geben, was sich bei der Weiterfahrt nur teilweise als empfehlenswerte Sportnahrung entpuppte.

Tag drei, nach rund zwei Stunden Fahrt war es 11 Uhr, da öffnen ja die Cafés, wie wir vom Vortag wussten. Grosse Augen beim Bestellen- das Angebot an Gebäck: Je ein Brötli nature und eines mit Schoggi… doch etwas knapp für (ja, Ihr wisst schon…). So hofften die Gruppetto-Angehörigen auf einen baldigen Mittagshalt. Der kam zwar nicht so bald, aber er kam. Die Menus reichlich: Hackbraten, Gulasch, Wurstsalat – Radlerin, was willst du mehr?

Rückfahrt nach Hittnau am Tag vier. Die Hoffnung, uns unterwegs nochmals auf deutschem Boden verpflegen zu können, hatten wir begraben. Und stellten fest: Auch im Gruppetto kann ein Riegel, der schon mehrere hundert Kilometer in der Trikottasche vor sich hin gegart hat, schmecken! Nach der Schweizer Grenze hellten sich die kulinarischen Aussichten auf: In Bülach gab’s standesgemäss Spaghetti Bolognese.

P.S. Zur Ehrenrettung der Verpflegung ennet der Grenze sei versichert: Abendessen und Frühstück im Hotel waren stets hervorragend!

Christoph Boog

 


Die VCH-Gruppe vor dem Hotel in Schluchsee.


Zielankunft auf dem Gipfel des Feldbergs: Jede wurde bejubelt.


Optimale Mittagsverpflegung für Radfahrer unterwegs.


Es läuft: Fröhliche Gesichter auf Schwarzwälder Strassen.


Folgen eines Sturzes, zum Glück nicht gravierend.