Rückblick Radquer Hittnau vom Sonntag, 12. November 2023

Zwei Schweizer drücken dem 40. Hittnauer Radquer ihren Stempel auf. Timon Rüegg ist mit dem Sieg in der Tageswertung und im Cup-Gesamtklassement der Gewinner des Tages, Dario Lillo wird Zweiter.

Den ganzen Tag über hatte es geregnet und zwischenzeitlich auch heftig geschneit. Entspre-chend morastig präsentierte sich die Strecke beim Hauptrennen des Tages der Elite Männer. Erklärtes Ziel von Schweizermeister Timon Rüegg, vor dem Start Führender in der Gesamt-wertung: Das Leadertrikot final nachhause tragen. Dass dies keine Selbstverständlichkeit sein würde, war angesichts des Teilnehmerfelds mit etlichen bekannten Namen vorausseh-bar.

Gestartet wie der Blitz – und durchgezogen

Einen Blitzstart sondergleichen zeigt Dario Lillo, und Rüegg positioniert sich sofort in den vor-deren Rängen, wie sein direkter Widersacher Gioele Bertolini (ITA). In der ersten Runde zeigt sich das Feld bereits etwas in die Länge gezogen, insgesamt jedoch noch recht kompakt. Abwarten scheint angesagt. Bald bekommt das Rennen aber ein klareres Profil: Vorne weg das Trio Lillo, Rüegg und Bertolini, die Verfolger dahinter in wechselnden Positionen. Lillo hält sich hartnäckig in Front und behauptet sich auch zu Rennmitte an der Spitze, während dahin-ter Rüegg und Bertolini die Positionen wechseln. Es scheint, dass Rüegg dem Anfangseffort etwas Tribut zollen muss. Ein Krimi hinsichtlich der Gesamtwertung bahnt sich an. Je nach-dem, wie sich die drei Spitzenfahrer klassieren, kann dies das Gesamtklassement nochmals durchschütteln.

Die Vorentscheidung fällt zwei Runden vor Schluss. Bertolini kämpft, kann das Hinterrad von Rüegg aber nicht mehr halten. Dieser rückt auch immer näher an den nach wie vor führenden Lillo heran. In der zweitletzten Schlosshügel-Abfahrt erscheint Rüegg erstmals in Front. Lillo kann Rüegg folgen, Bertolini hingegen explodiert förmlich und verliert bis zur letzten Zieldurch-fahrt 38 Sekunden. Rüegg zeigt eine furiose Schlussphase und trifft mit einem satten Vor-sprung von 30 Sekunden auf Lillo im Ziel ein. Bertolini vervollständigt das Podest. Mit Gilles Mottiez (6.) und Jan Sommer (8.) klassieren sich zwei weitere Schweizer in den top ten.

Sara Casasola wird ihrer Favoritenrolle gerecht

Würde Sara Casasola (ITA) ihrer Favoritenrolle gerecht werden können? Würden Schweize-rinnen in die Phalanx der Französinnen und Italienerinnen einbrechen können? Das sind die zentralen Fragestellungen vor dem Rennen der Frauen. Etliche Schweizerinnen lauern aber noch mit zumindest rechnerischen Chancen auf den Gesamtsieg.

Auf der vom Regen aufgeweichten Strecke übernimmt Casasola schon früh das Szepter, gefolgt von Electra Gallezot (FRA) und Rebekka Estermann. Unverkennbar strebt Casasola den dritten Sieg in Serie an. Nach einer von vier Runden beträgt ihr Vorsprung bereits 22 Se-kunden. Der Podestplatz ganz oben ist damit schon vergeben, und somit auch das Leadertri-kot für den Gesamtsieg. Auf den weiteren Plätzen folgen Perrine Clauzel, Gallezot und Ester-mann. Gegen Ende des Rennens kann Estermann nochmals aufdrehen, ein Podestplatz ist der Lohn für die Anstrengung. Zweitbeste Schweizerin ist Lara Krähenmann auf Rang 7.

Bei den U19 der Frauen dominieren die Italienerinnen. Elisa Ferri steht zuoberst auf dem Po-dest, Arianna Bianchi auf Rang drei. Dazwischen schiebt sich die Schweizerin Muriel Furrer, die sich damit den Gesamtsieg sichert.

Cross für alle: VCH-Podestplatz für Dario Frei

Rechtzeitig zu Rennbeginn hat Petrus seine Schleusen geöffnet. Immerhin bewegen sich die Temperaturen noch im positiven Bereich. Die Hobbyfahrer und drei Fahrerinnen lassen sich davon nicht beeindrucken. Über 70 Teilnehmende haben sich angemeldet, sehr viele davon stehen um 9 Uhr tatsächlich auch an der Startlinie.

Livio Camenzind und Dario Frei, die Nummern 1 und 2 der Gesamtwertung, setzen sich nach dem Start schnell etwas ab vom Rest des Feldes. Camenzind lässt nichts anbrennen, wird seiner Leaderrolle vollumfänglich gerecht und fährt seinen vierten Sieg im vierten Rennen ins „Trockene“. Hinter Frei macht sich Dominik Parpan auf die Verfolgung des Spitzenduos, rückt Frei immer näher, kann ihn jedoch nicht mehr stellen. Rang 2 also für den VCH-Fahrer Frei sowohl in der Tageswertung als auch im Gesamtklassement.

Bei den Frauen strampelt Daniela Wäfler vorneweg unangefochten ihre drei Runden ab und zeigt einmal mehr ein souveränes Rennen.

Nicolas Halter dominiert Junioren

Der Gesamtführende und Schweizer Meister Nicolas Halter führt das noch kompakte Feld der Junioren auf die erste Runde und sorgt für ein hohes Tempo. Eine echte Vorselektion kann er jedoch fürs Erste noch nicht herbeiführen. Mit im Feld: Lokalmatador Sven Wabel (VC Hittnau). Halter kann sich gegen Ende der zweiten Runde etwas absetzen, baut seinen Vor-sprung langsam, aber stetig aus und wird von der Konkurrenz bis ins Ziel nicht mehr gese-hen. Der Kampf um die beiden verbleibenden Podestplätze bleibt spannend. Beide gehen nach Italien, Mattia Proietti Gagliardoni setzt sich vor Christian Fantini durch. Wabel arbeitet sich kontinuierlich nach vorn und beendet das Rennen auf Rang 12:

Hochspannung bei den U17

Bei den U17-Männern zeigt sich die Situation im Gesamtklassement vor dem letzten Rennen noch sehr offen. Sechs Fahrer können sich berechtigte Hoffnungen auf einen Podestplatz ausrechnen, allen voran der Führende Gian Fuhrmann. Das Feld der 24 Fahrer zeigt sich in der Startrunde noch sehr kompakt, eine Selektion ergibt sich erst im weiteren Verlauf des Rennens. Ein Duo aus Lars Blum und Noah Schnyder kann sich zur Rennmitte absetzen, Fuhrmann folgt auf Rang 3 – seine Leaderposition in der Gesamtwertung beginnt zu wackeln. Bei der letzten Zieldurchfahrt erscheint Fuhrmann erst auf Platz 5. Bei der letzten Wechselzo-ne setzt Blum eine Attacke – erfolgreich! Mit seinem Sieg in Hittnau kann Blum auch den Ge-winn der Gesamtwertung für sich verbuchen. Tagesränge zwei und drei belegen Schnyder und Loris Neuhaus.

Bei den Frauen dominiert Anja Grossmann das Rennen von A bis Z. Sie hat bereits alle drei bisherigen Rennen des Cups gewonnen und tut dies auch in Hittnau unangefochten. Zweite wird Shana Huber, Tess de Almeida vervollständigt das Podest.

Amateure / Masters: Doppelerfolg für Krähenmann

Raphael Krähenmann zeigt sich wie erwartet früh in Front und zieht seine Runden fortan ein-sam in dieser Position. Höchstspannung besteht jedoch bezüglich Gesamtwertung. Alexandre Binggeli führt 20 Punkte vor Krähenmann und liegt im Rennen auf Rang 2 – das bedeutet Punktegleichstand. Binggeli nähert sich Krähenmann gegen Ende des Rennens zwar noch zunehmend, kann ihn aber nicht mehr aufholen. Dritter wird Mauro Hassler.

Der Krimi ums Gesamtklassement wird bei Punktegleichheit durch den Sieg im letzten Ren-nen entschieden. Raphael Krähenmann kann damit in Hittnau einen Doppelerfolg verbuchen.

Positives Fazit

«Es war ein cooler Anlass mit einer guten Stimmung – trotz des misslichen Wetters», zieht OK-Präsident Thomas Frei Bilanz. Dem zwischenzeitlich intensiven Schneefall kann er sogar Positives abgewinnen: «Es gab ganz spezielle Stimmungsbilder, wie wir sie schon seit länge-rer Zeit nicht mehr hatten». Wermutstropfen: Der eher enttäuschende Zuschaueraufmarsch. «Das war wegen dem Wetter nicht anders zu erwarten», stellt Frei fest. Sein positives Fazit kann das nicht trüben. «Wir haben spannende Rennen verfolgen können, hatten keine Zwi-schenfälle zu verzeichnen – ich bin zufrieden!» So stellt Frei bereits in Aussicht: Es wird auch nächstes Jahr sicher wieder ein Quer in Hittnau geben.

Christoph Boog