Der Belgier Lander Loockx zeigte sich am Internationalen Radquer in Hittnau dominant und gewann das Rennen mit 1:31 Minuten Vorsprung vor Théo Thomas (FRA). Als bester Schweizer wurde Lars Sommer Vierter.
Das Wetter bot, was Radquer-Fans lieben: Schlamm in allen Formen der Klebrigkeit. Als Folge der Niederschläge am Vortag und in der Nacht präsentierte sich die ohnehin schon anspruchsvolle Strecke noch herausfordernder. Vor allem die Schlosshügel-Abfahrt wurde im Lauf des Tages zu einer sehr glitschigen Passage, die auch in der Elite-Kategorie etliche Stürze provozierte.
Erdrückende Dominanz von Lander Loockx
Das Elite-Feld kannte einen klaren Favoriten: Den Gesamtführenden Théo Thomas (FRA), der im laufenden Cup bereits zweimal zuoberst auf dem Treppchen gestanden und somit den Cup-Gesamtsieg schon auf sicher hatte. Auch der Belgier Lander Loockx wurde als Anwärter für eine Top-Platzierung gehandelt. Die Abwesenheit der beiden bekanntesten Schweizer Querfahrer Kevin Kuhn und Loris Rouiller – letzterer Vorjahressieger in Hittnau – liess im Vorfeld wenig Hoffnung auf ein Schweizer Spitzenresultat aufkommen.
Loocks und Thomas setzten sich denn auch gleich an die Spitze des rund 30 Athleten umfassenden Fahrerfeldes. Loockx zündete umgehend ein wahres Feuerwerk und vermochte sich schnell und deutlich abzusetzen, dies nicht zuletzt dank einer guten Bewältigung der extrem selektiv gewordenen Schlosshügel-Abfahrt. Als Verfolger-Duo etablierten sich Thomas und Rémi Lelandais (FRA). Lars Sommer als bester Schweizer erschien auf Rang 5, später auf Rang 4.
Loocks drehte an der Spitze souverän seine Runden. Zu Rennmitte schien die Frage höchstens noch, wie die beiden verbleibenden Podestplätze besetzt sein würden. Thomas erschien auf Position zwei, dies rund 30 Sekunden vor Lelandais. Sommer behauptet sich auf Rang 4. So war das Rennen zu Halbzeit resultatmässig bereits entschieden. Als zweitbester Schweizer erkämpfte sich Nicolas Bard Rang 7.
Schweizerinnen weisen Französinnen in die Schranken
Drei Französinnen standen in der Favoritinnenrolle am Start des 19 Frauen umfassenden Feldes: Gesamtleaderin Electa Gallezot, Line Burquier und Perrine Clauzel. Auf dem Podest stand schliesslich jedoch mit Clauzel nur eine von ihnen, dafür zwei Schweizerinnen: Rebekka Estermann jubelte zuoberst auf dem Treppchen, Jana Glaus auf Rang 3. Gallezot reichte ein fünfter Rang, um sich als Cup-Gesamtsiegerin feiern zu lassen.
Rebekka Erstermann mischte gleich zu Beginn des Rennens in den vordersten Positionen mit. Etwas später befand sich auch Jana Glaus auf dem Vormarsch. Ende der dritten Runde erschien Schweizermeisterin Estermann in Front, Glaus als Dritte; dies nach einem Sturz-Festival in der Schlosshügel-Abfahrt. Estermann baute ihren Vorsprung kontinuierlich aus und sicherte sich damit ihren ersten Sieg im Cup 2025. Sie liebe die Strecke in Hittnau und möge nasse, schlammige Bedingungen, meinte sie nach dem Rennen.
Sven Fürst bei den Masters unangefochten
Die Masters hatten den Renntag bereits um 9 Uhr eröffnet. Zwei Minuten später folgte die Kategorie „Cross für alle“ mit einem sehr grossen Starterfeld von über 60 Teilnehmenden, darunter etliche VCH-Fahrer.
Bei den Masters war die Gesamtwertung noch offen, Sven Fürst lag 60 Punkte vor Simon Wäfler. Fürst unterstrich seine Ambitionen auf den Gesamtsieg von Beginn weg, setzte sich an die Spitze des Feldes und war schon bald klar führend. Wäfler blieb ihm auf den Fersen, jedoch mit zunehmendem Rückstand. Die beiden ersten Plätze waren damit vergeben. Auf Rang 3 platzierte sich Frédéric Brandenberger, der Fabian Obrist auf der letzten Runde noch von Rang 3 hatte verdrängen können.
Cross für alle: VCH-Fahrer mit Ambitionen
Im «Cross für alle» war die Gesamtwertung ebenfalls noch offen. Der Zweiplatzierte Dario Frei vom VCH hatte zwar deutlichem Rückstand auf Jan Eichenberger, aber trotzdem Ambitionen: Er legte einen Blitzstart hin, gefolgt vom Clubkollegen Michael Senn. Beide mussten ihrem hohen Anfangstempo jedoch Tribut zollen. Bald lag Eichenberger vorne und realisierte seinen vierten Sieg im Rahmen des Cups. Die VCH-Fahrer Senn und Frei erkämpften sich die Ränge 8 und 11.
Bei Damen war die Gesamtwertung bereits vor dem Start entschieden. Marie-Louise Schneider hatte alle bisherigen vier Rennen des Cups gewonnen. In Hittnau resultierte Rang zwei hinter Corina Ryf.
Lina Huber: Fünf Starts, fünf Siege
U17 Schweizer Meister Aubin Favre konnte sich gleich zu Beginn leicht absetzen, dahinter folgte eine Vierergruppe. Favre konnte seinen Vorsprung kontinuierlich ausbauen und fuhr den Sieg unangefochten ins Trockene. Im Kampf um die verbleibenden Podestplätze wurde es indessen spannend. Thibaut Beckers, auf Rang 2 unterwegs, konnte seinen Rückstand auf Favre in der zweitletzten Runde um rund 10 Sekunden verkleinern; ganz nach vorne reichte es aber nicht mehr. Rang 3 erkämpfte sich Charles Kallin, was gleichzeitig Sieg in der Gesamtwertung bedeutete. Favre spielte hier keine Rolle, da er nur 2 von 5 Rennen des Cups absolviert hatte.
Bei den U17-Damen blieb Lina Huber unangefochten. Ihr Sieg in Hittnau bedeutete: Sie hatte alle fünf Rennen des Cups gewonnen!
Junioren: Spannender Kampf ums Gesamtklassement
Das Rennen der Junioren (U19) versprach einen spannenden Kampf im Gesamtklassement. Das international stark bestückte Feld ging noch ziemlich kompakt in den ersten Anstieg zum Schlosshügel. Als einziger Schweizer konnte sich Levin Naef in den vorderen Rängen behaupten. Die Vorentscheidung erfolgte gegen Ende der zweitletzten Runde: Der Italiener Ivan Colombo übernahm das Zepter und setzte eine deutliche Zäsur gegenüber seinem ersten Verfolger Paul Goux (FRA). Dritter wurde mit Caliste Chainel ebenfalls ein Franzose. Levin Naef als bester Schweizer klassierte sich auf Rang 4. Die Aspiranten im Gesamtklassement bewegten sich durchwegs im hinteren Teil des Feldes, so dass der bislang Führende Gian Fuhrmann das begehrte Leadertrikot behalten konnte.
Bei den Damen stand die Gesamtsiegerin bereits vor dem letzten Cup-Rennen fest, Shana Huber konnte nicht mehr eingeholt werden. Das galt auch für das Rennen in Hittnau, wo Huber einen Start-Ziel-Sieg feiern konnte.
Clubrennen mit auswärtiger Beteiligung?
Dem eigenen Nachwuchs ermöglichen, Rennluft zu schnuppern: Das gehört zu den Motivationen eines Veloclubs, ein Radrennen zu veranstalten. Was den VC Hittnau und dessen Cycling Eagles betrifft, sah man dies bei den Kids-Kategorien. Diese machten teilweise fast den Eindruck eines VCH-Clubrennens mit auswärtiger Beteiligung. So gehörten etwa bei den Jahrgängen 2018/2019 neun der insgesamt 13 Klassierten den Cycling Eagles an. Dass der Samichlaus als Vorfahrer im Einsatz stand, verlieh den Kids-Kategorien eine ganz besondere Note.
„Freue mich vor allem über die Nachwuchskategorien“
Thomas Frei, OK-Präsident des VC Hittnau, zog eine positive Bilanz des Anlasses. „Es war wieder einmal richtiges Quer-Wetter“, freute er sich über die doch eher garstigen Bedingungen, bei denen die rund 350 Teilnehmenden unterwegs waren. Besonders angetan haben es ihm die Nachwuchskategorien: „Wir hatten erfreulich grosse Starterfelder mit Athletinnen und Athleten, die leistungsmässig etwas zu bieten haben!“ Der Quersport habe also – entgegen immer wieder auftauchenden Unkenrufen – durchaus eine Zukunft.
Christoph Boog




